Cannabis essen, darauf sollte man achten!

Von Simon Schmucker
August 15, 2021
5 min Lesezeit
Cannabis essen, darauf sollte man achten!

Inhaltsverzeichnis

01
WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT GEGESSENES CANNABIS?
02
WIE KANN MAN CANNABIS ESSEN?
03
RISIKEN BEIM ESSEN VON CANNABIS
04
LITERATURVERZEICHNIS

Neben dem rauchen und vaporisieren eine effektive Möglichkeit die enthaltenen Wirkstoffe zu sich zu nehmen. Für viele Patienten kommt jedoch das Rauchen von Cannabis nicht in Frage. Dies kann bedingt durch eine Krankheit der oberen Atemwege (Asthma bronchiale) oder Ähnlichem sein. Aber auch ohne Krankheitsgeschichte kann Cannabisrauch schädlich für die Lunge sein. Ist nun das Essen von Cannabis gesünder bzw. effektiver? Und wie genau wird gegessenes Cannabis aufgenommen und was muss beachtet werden? Das und mehr erfahren sie in folgendem Guide.


WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT GEGESSENES CANNABIS?


Wie nimmt der Körper gegessenes Cannabis auf?

Einerseits entstehen bei der Verarbeitung von Cannabis zu Essen keine schädlichen Nebenprodukte. Somit werden die negativen Auswirkungen umgangen, die sonst durch das Rauchen von Cannabis entstehen würden. Andererseits gelangen die Wirkstoffe nicht mehr über die Lunge, sondern über die Darmschleimhaut ins Blut. Im Vergleich zur Inhalation hat oral konsumiertes Cannabis deswegen eine geringere Bioverfügbarkeit (5-20%). Der Grund dafür ist der chemische Abbau in der Magensäure und der sog. First-Pass-Effekt. Dieser Effekt beschreibt schlichtweg den durch die Leber verursachten primären Abbau der Cannabinoide. Erst nach dem die Cannabinoide durch die Leber befördert wurden, können sie aktiv im Körper wirken. Genaueres über die Verstoffwechselung von Cannabis finden Sie unter „Schadet Cannabis der Lunge?“.

Darstellung des First-Pass-Effekts
Darstellung des First-Pass-Effekts

Wirkdauer von Cannabis

Außerdem kommt es nach Einnahme von Cannabis auf Grund der langen Darmpassage zu einem verzögerten Einsetzen der psychoaktiven Wirkungen, die zwischen 30 Minuten und 3 Stunden dauern können. Prinzipiell ist der Beginn der Wirkung von Person zu Person unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. So kann einerseits der Mageninhalt oder anderseits auch die Stoffwechselgeschwindigkeit der einzelnen Person den Wirkbeginn verzögern oder verfrühen. Die Spitzenkonzentration tritt typischerweise innerhalb von 1 bis 2 Stunden ein, kann aber bis zu 8 Stunden nach oraler Einnahme dauern. Ein leerer Magendarmtrakt verarbeitet zum Beispiel die Nahrung schneller als ein gesättigter.

Vorteile und Nachteile

Trotz dieser Fakten beschreiben viele Konsumenten, die Wirkung von essbaren Cannabisprodukten als potenter als herkömmliche Administrationswege. Dies erklären wir uns auf Grund der höheren Mengen des beigemengten THC-haltigen Cannabis. Die Dosierung stellt sich hierbei als schwieriger heraus und so kann leicht eine Fehldosierung auftreten, die anschließend von den Konsumenten als besonders Potent wahrgenommen wird. Vorteilhaft ist jedoch das durch die orale Aufnahme sämtliche negativen Eigenschaften des Rauchens umgangen werden, d. h. keine giftigen Rückstände wie Karzinogene (krebserregende Stoffe), kein schädliches Kohlenstoffmonoxid und keine Ablagerungen von Teer in der Lunge. Weitere mögliche Schadstoffe, die durch das Rauchen von Cannabis entstehen, finden Sie ebenfalls unter „Schadet Cannabis der Lunge?“. Da kann nicht einmal ein Vaporizer mithalten.


WIE KANN MAN CANNABIS ESSEN?


Was ist Decarboxylierung?

Decaboxylierung
Decaboxylierung

Beim Essen von unbearbeitetem Cannabis, passiert in der Regel nichts, da die Cannabinoide in ihrer sauren und inaktiven Formen vorliegen (Bsp: THCA und CBDA). Diese Verbindungen sind inaktiv und für den Körper nicht verwertbar. Gelöst in Fett und weiterverarbeitet hingegen haben essbare Cannabisprodukte sogar eine längere Wirkdauer als inhalierte Produkte.

Der Effekt setzt bei der oralen Aufnahme aber erst zeitverzögert ein. Wichtig hierbei ist, dass die Wirkstoffe zuerst umgewandelt werden müssen, damit diese mit dem körpereigenen Cannabinoidrezeptoren interagieren können. Diesen Vorgang bezeichnet man als „Decarboxylierung“ und ist ein natürlicher Vorgang der bei zunehmendem Alter der Pflanze passiert. Dieser kann zusätzlich durch Licht oder Hitze beschleunigt werden. Dies macht man sich bei dem weiter unten aufgeführten Verfahren zu Nutze.¹

Butter kann ebenfalls als Trägermittel verwendet werden
Butter kann ebenfalls als Trägermittel verwendet werden

Methoden der Decaboxylierung

Damit die Wirkung nicht verloren geht, werden die Stoffe meistens an Öle gebunden. Mit Hilfe der Alkohol- und Fettlöslichkeit können nun Cannabinoide aus dem Pflanzenmaterial extrahiert werden. Dafür bietet Olivenöl die Grundlage für die meisten medizinischen Cannabisprodukte, wie CBD-Öle. Auch Kokosöl oder Butter kann unter anderem bei Gebäcken oder Ähnlichem verwendet werden. Für die industrielle bzw. pharmazeutische Decarboxylierung hat sich die sog. „microwave extraction“ als die effizienteste und qualitativste Methode erwiesen. Hierbei wird gehäckseltes Cannabis mit Alkohol versetzt und unter ständigem Rühren in einer Mikrowelle auf 120-170°C für 20-45 Minuten erhitzt.

Decarboxylierung wird in der Industrie mit Hilfe von Mikrowellen bewerkstelligt
Decarboxylierung wird in der Industrie mit Hilfe von Mikrowellen bewerkstelligt

Anschließend wird dies gefiltert bis eine Art Cannabisharz entsteht.² Ähnliches gilt auch für die Extraktion mit Hilfe von verschiedenen Ölen. Hier wird das Cannabis im Ofen bei 115°C für 40 Minuten vorgebacken, um eine erhöhte Decarboxylierung zu erzielen. Anschließend wird es bei 100°C für 40 Minuten im Olivenöl erhitzt, um eine optimale Bindung an das Öl zu erzielen. Nach Filterung kann das Öl verwendet werden.[3] Wie man sehen kann ist die Extraktion der Cannabinoide äußerst aufwendig, wenn man gleichbleibend qualitative Ergebnisse erzielen möchte. Weshalb eigens hergestellte CBD-Öle oder Ähnliches nie eine dauerhaft gleichbleibende Wirkung garantieren können. Wir empfehlen daher immer von einem offiziellen Anbieter zu beziehen und auf ein Labor-gestütztes Verfahren zu achten.

Lagerung

Anschließend sollte das Öl bei einer Temperatur um die 5°C gelagert werden, um eine gleichbleibend hohe Konzentration der gelösten Wirkstoffe zu garantieren.


RISIKEN BEIM ESSEN VON CANNABIS


Risiko für eine Überdosis?

Wie oben schon erwähnt ist das prominenteste Risiko beim Essen von Cannabis, dass einer Überdosierung. Diese Überdosierung von Cannabis tritt bei essbaren Artikeln sogar im Vergleich zu anderen Administrationswegen am häufigste auf. Sehr wahrscheinlich ist der Grund dafür eine häufigere Verwechslung mit anderen THC-freien Konsumgütern und eine dadurch verursachte akzidentelle (=versehentliche) Einnahme.

Gerade mit Cannabis versetzte Süßigkeiten bergen Gefahren für versehentliche Intoxikationen bei Kindern!
Gerade mit Cannabis versetzte Süßigkeiten bergen Gefahren für versehentliche Intoxikationen bei Kindern!

Durch die unterschiedlichen Decarboxylierungsarten und die von Person zu Person unterschiedlichen Stoffwechselraten können „Edibles“ (essbare Cannabisprodukte) auch noch sehr unterschiedliche Auswirkungen auf den Konsumenten aufweisen. Es ist deshalb noch einmal wahrscheinlicher durch „Edibles“ eine Überdosierung zu generieren. Auch akzidentelle Einnahmen von großen Mengen bei Kindern sind beim Essen von Cannabisprodukten weitaus wahrscheinlicher, da gerade häufig Süßigkeiten als Trägermittel verwendet werden. Das Risiko besteht sowohl bei eigens hergestellten als auch bei manchen industriell hergestellten Produkten. Primär muss bei einer Überdosierung zwischen einem Kind und einem Erwachsenen unterschieden werden. Auf Grund der Körpergröße haben Kinder bei einer versehentliche Aufnahme von Cannabis eine weitaus verheerende Auswirkung des Cannabis zu erwarten.

Symptome und Folgen einer Überdosierung

Bei Kindern treten häufig Symptome wie verändertes Verhalten, Ataxie (gestörte Muskelbewegung), verwaschene Sprache, Lethargie (Schläfrigkeit) auf. Dies kann je nach Grad der Intoxikation bis hin zu Enzephalopathie oder Koma und selten auch zu Krampfanfällen reichen. Diese Daten sollten Aussagekräftig genug sein, das sie unter keinen Umständen Cannabisprodukte in nähe von Kindern aufbewahren sollten, insbesondere essbare Artikel! Bei Erwachsenen sind so starke Überdosierung auf Grund der Körpergröße sehr unwahrscheinlich nicht desto trotz können auch hier Formen der oben genannten Symptome in abgemilderter Form auftreten. Ebenfalls können Symptome, wie erhöhter Blutdruck und erhöhte Herzfrequenz als auch Tachypnoe (schnelle Atmung) auftreten. Diese treten zwar bei Kindern unter anderem auch auf sind jedoch bei Erwachsenen wahrscheinlicher.

Übelkeit und Erbrechen bei Cannabishyperemesis-Syndrom
Übelkeit und Erbrechen bei Cannabishyperemesis-Syndrom

Zusätzlich steigt die Gefahr eine Psychose durch eine Intoxikation an. Ein häufigeres Symptom ist zu dem das sog. Cannabishyperemesis-Syndrom was ein starkes Erbrechen nach Exposition mit Cannabis beschreibt. Häufiger tritt dieses bei chronischem Cannabiskonsum auf, kann jedoch bei Überdosis ebenfalls auftreten. Des Weiteren sind Exazerbation (=Verschlechterungen) schon bestehender Krankheiten, wie obstruktiven Lungenerkrankungen oder auch Herzkreislauferkrankungen, möglich. Folge dieser wären Atemnot im Falle der obstruktiven Lungenerkrankungen und ein Herzinfarkt oder Ähnliches bei einer vorbestehenden Herzkreislaufproblematik. Zwar treten diese schweren Komplikationen seltener auf sind aber dennoch nicht zu unterschätzen. Mehr zu den Folgen auf das Herzkreislauf-System gibt es unter „Cannabis und das Herz-Kreislauf-System“ und mehr zu den Lungenauswirkungen „Schadet Cannabis der Lunge?“.

Identisches Risiko bei CBD?

Da wir nun die folgen eine THC-Überdosierung weitestgehend abgedeckt haben, wie sieht es bei CBD aus? Nun die Symptome einer CBD-Überdosierung sind weitaus milder und auch noch unwahrscheinlicher. Eine klinische Studie fand jedoch bei einer verdampften Menge von 400 mg CBD heraus, dass manche Patienten einen länger anhaltenden dissoziativen Zustand einnahmen. Ebenso verstärkte CBD in kleinen Mengen die toxische Wirkung von THC. Das Gegenteil passierte bei der Beimischung großer Mengen CBD, dies führte zu einer Milderung der Symptome. Jedoch sind diese Daten über CBD auf Grund der dünnen Datenlage noch nicht hundertprozentig.

LITERATURVERZEICHNIS

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